Die Regenzeit hat angefangen. Die Pflanzen freuen sich und auch die Luft ist nicht mehr ganz so trocken wie in den letzen Monaten. Allerdings muss man sich nun daran gewöhnen, dass ganz normale Strassen abends zu unüberwindbaren Flüssen werden...
Seit 1 Woche verdunkelt sich jeden Abend zwischen 19: 00 und 20:00 Uhr der Horizont und es fängt an zu grollen. Spätestens nach einer Stunde öffnen sich dann die Schleusen und der Himmel schüttet alles raus, was er zu geben hat. Puebla hat übers Jahr gesehen eine 10 % höhere Niederschlagsmenge als Essen. Wenn man sich dann vorstellt, dass es seit Oktober hier keinen einzigen Tropfen geregnet hat und es auch jetzt maximal zwei bis drei Stunden pro Tag regnet und nicht wie bei uns im Herbst auch mal tagelnag durchregnet, dann kann man sich vorstellen, welche Mengen hier am Stück runterkommen. Lutz und ich haben den Fehler gemacht, am Freitag noch um 18:00 in einen Supermarkt zum Einkaufen zu gehen. Als wir um 20:00 Uhr rauskamen, war draussen die Welt grade dabei, unterzugehen. Nach einem kurzen Blick auf den Regenvorhang, der da mit Macht runterkam, war auch sofort klar, dass es sich nicht nur um einen kurzen Schauer handelte. Also hat Lutz sich erbarmt und ist schnell zum Auto gespurtet, während ich mit den Einkäufen schön gewartet habe, dass er direkt bis vor die Suüpermarkttüre fährt. Die Menschen hier sind das Ganze ja gewöhnt und so hat sich neben dem Job der Parkplatz-Winkemännchen (von denen ich Euch ja schon berichtet habe), nun noch ein anderer Job gebildet: Die „Einkäufe-im stömenden-Regen-Einräumer“. Da stehen also etlichen Menschen mit riesigen 2m hohen und 1,50m breiten Sonnensschirmen, die wir normalerweise am Strand benutzen und bieten ihre Dienste an: Sie begleiten dich und deinen Einkaufswagen trockenen Kopfes zu deinem Auto - die Füsse werden trotzdem nass. Gegen den See, in den sich der Parkplatz verwandelt hat, kann auch der Sinnenschirm-Mann nichts ausrichten. Dein hilfreicher Begleiter räumt dann in strömendem Regen Deinen Kofferraum ein und bekommt dafür sein Trinkgeld. Das war dann (zumindest für mich) eine einigermaßen trockene Angelegenheit. Und dann schnell ab nach Hause. Weil es so unglaublich feucht rings um einem herum ist, hat dann während der Fahrt noch die Autobatterie ständig geblinkt, der die Feuchtigkeit wohl irgendwie nicht gefallen hat; das Auto hat uns aber Gott sei dank trotzdem sicher nach Hause gebracht. Auf der Fahrt sieht man kaum was, weil die Scheiben vor lauter Feuchtigkeit so heftig beschlagen, dass die Belüftung kaum nachkommt und der Regen so dicht ist, dass es trotz Scheibenwischer suf höhchster Stufe schwierig ist, seine Umgebung zu erkennen. Die sechspurige Hauptverkehrsstrasse (wen es interessiert: die „Zavaleta“), die vom Einkaufen zu unserem Fraccio führt ist plötzlich nur noch vierspurig: Die jeweils rechte Spur ist leider nicht mehr zu benutzen, weil aus allen Kanälen am rechten Strassenrand ein Mini-Springbrunnen geworden ist, der unablässig Wasser nach oben auf die Strasse sprudelte, anstatt es ablaufen zu lassen. So fährt man dann also links oder in der Mitte, während die rechte Spur zu einem kleinen Fluss geworden ist, auf dem 30-40 cm hoch das Wasser dahin fliesst.
Die Strasse, an der unser Fraccio dann liegt („CaminoReal“) hat am Anfang eine Senke und je näher wir der Kreuzung zum Camino Real kamen, umso interessanter wurde die Frage: Wie viel Wasser befindet sich schon in der Senke? Kann man da durch fahren oder bleibt man mitten im See stehen und erlebt das, was man hier regelmässig sieht, wir aber ansonsten nur aus dem Fernsehen kennen: Ein verlassenes Auto, das mitten in einem Fluss von Überschwemmung stecken geblieben ist... Also guckt man einfach mal 200 m bevor man abbiegen muss, ob aus unserer Strasse denn Autos herauskommen und wenn ja welche? Wenn normale Autos (also kein höhergelegter Jeep) herauskommen, müssen die ja durch die Senke gekommen sein und dann haben wir auch eine Chance. Ansonsten muss man einen Riesen-Umweg fahren...Hhmm, sollen wir es riskieren?...Guck mal! Da ganz links, also quasi im Gegenverkehr scheint das Wasser noch nicht ganz so hoch zu stehen, da kam uns grade ein mutiger Fahrer entgegen. Also vorsichtig da lang fahren. Die rechte Fahrbahn hat sich inzwischen in ein stehendes Gewässer von mindestens 60 cm Wasser verwandelt, das zusätzlich zu den Regenmengen von einem kleinen Fluss gespeist wird, der an dieser Stelle normalerweise UNTER der Strasse langfliesst und allerlei Undefinierbares mit sich führt – da möchte man wirklich wirklich bitte bitte nicht steckenbleiben und aussteigen müssen – schüttel... So sind wir dann also noch mal gut zu Hause angekommen und haben einfach die Einkäufe schön noch zwei Stunden im Auto gelassen.
Nach diesem Erkebnis haben wir jetzt alle unsere Schirme ins Auto gelegt und merken uns, dass 20:00 Uhr im Moment eine ganz schlechte Zeit ist, um einkaufen zu gehen.
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