Abenteuertour in Jalcomulco

Jalcomulco

So und nun mal wieder Neues aus Mexiko: Heute haben wir ein langes Wochenende, da gestern der mexikanische Unabhängigkeitstag gefeiert wurde (so wie bei uns der Tag der deutschen Einheit). Allerdings ist das hier in Mexiko der allerhöchste Feiertag; die Straßen werden in den mexikanischen Nationalfarben rot-weiß-grün geschmückt und überall hängen Fahnen. Es gibt rot-weiß-grün gefärbtes Eis und sonstigen Nachtisch, der sich zum Einfärben eignet. Für uns Deutsche, die wir ja Jahrzehnte lang keinen Nationalstolz haben durften, ist das schon sehr ungewohnt und fühlt sich komisch an und es gibt kaum einen Deutschen, der Freude an den militärisch anmutenden Aufmärschen und Zeremonien und den „Viva ... Mexico“- Rufen hat. Bei uns gibt es das allerhöchstens noch zur Karnevalszeit, dass ein Vorrufer „Kölle“ ruft und die Menge begeistert „Alaaf“ brüllt. Und entsprechend befremdet sitzt man dann als Deutscher zwischen den begeistert rufenden Mexikanern... naja.

 

Wir entkommen dem Feiertagstrubel in Puebla dann auch erfolgreich, weil wir mit einigen Kollegen ein „adventure“-Wochenende gebucht haben. Wir sind 2 Tage zum „Tirolesa“ fahren (ziplining), Rafting und Wandern in Jalcomulco, was alles supertoll ist. Der Anbieter "armoniarafting" ist eine Dorfgemeinschaft und der Gewinn kommt 1:1 dem Dorf zugute, in dem das Ganze angeboten wird. Es ist alles nicht übermäßig auf Touri-Geschmack ausgerichtet, sondern die Unterkünfte sind schlicht (aber nicht muffig, was wir ja andernorts schon hatten), das Essen ein einfaches leckeres mexikanisches Buffet (zwei Sorten Fleisch, Tortillas mit Sauce, Maiskolben, Gemüse und Obst) und die Leute alle sehr nett und zufrieden mit ihrer Arbeit.

Zipp-Lining / Tirolesa

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Los geht es mit Tirolesa, wobei man an einem 200 m langen Stahlkabel über eine 50 m tiefe Schlucht saust und nur mit zwei Holzklötzen die Geschwindigkeit etwas drosseln kann. Erinnert ein bisschen an eine Sommerrodelbahn, nur dass man hängt und nicht sitzt. Ich bin vorher recht zuversichtlich und ruhig, während der Erklärung durch den Führer denke ich mir dann aber mehr und mehr “Na das hört sich aber nicht sehr vertrauenerweckend an!“: Man nehme also das „U“-förmige Stück Holz, von dem zwei Schlaufen herunterbaumeln und lege es oben auf das Stahlseil, sodass das „U“ auf dem Seil liegt und die Schlaufen rechts und links herunterhängen. Dann steckt man seine Hand durch die Schlaufen, zieht an den Hölzern und siehe da: man bremst ein bisschen ab! Aber man sollte die Hölzer schön gerade halten, sonst werden die Haltegurte der “Bremsen“ zerfetzt... UND Vorsicht! Auf gar keinen Fall darf man mit den Fingern an das Stahlseil kommen, von dem die Hände nur 10 cm entfernt sind, sonst werden nämlich auch die Finger zerfetzt! ... Wie beruhigend! … Die Vorbehalte wegen der Sicherheit sind aber ganz schnell wieder weg, als ich dann endlich über die Schlucht sause - herrlich! Das macht einfach nur total Spaß; ein fantastisches Gefühl und ich hätte stundenlang weiter machen können!

Canyoning

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Mit dieser Erfahrung sind wir also schon mal gut eingestimmt auf das nächste Abenteuer:

Nach dem Mittagessen haben wir eine Wanderung in einer Orchideenschlucht gebucht:

Vorab wird der Hinweis gegeben, dass wir Schuhe und Kleidung anziehen sollen, die nass werden kann, weil wir in einem Flussbett wandern wollen... Erst mal werden alle auf einen Jeep verfrachtet, auf dessen Ladefläche zwei Holzbänke aufgestellt sind, sodass man da hinten sitzen kann... Damit geht es dann im wahrsten Sinne über Stock und Stein. Dass die Straßen dort nirgendwo befestigt sind, macht aber auch ehrlich gesagt den Charme des Dorfes aus. Man hat nie das Gefühl, an einer perfekt durchorganisierten Massentourismus-Tour teilzunehmen, sondern immer, dass dies etwas Besonderes ist und man dabei sein darf. Wir werden also zum Fluss gefahren, ziehen alle eine Schwimmweste an und sofort geht es runter in das Flussbett mit Klettern über die Flusssteine. In der Uferböschung rechts und links gibt es fleischfressende Pflanzen (Fliegenfallen) und ziemlich große, sehr schön in allen Farben schimmernde Spinnen und unser netter Guide erklärt uns ganz viel. Das ist schon mal toll!... Dann verengt sich das Flusstal plötzlich, es gibt überhaupt keine Uferböschung mehr, die steilen Felswände ragen rechts und links hoch auf und der Fluss schlängelt sich nur noch durch diese Felsen. Da wird mir dann auch klar, warum wir die ganze Zeit in Schwimmwesten und mit Sicherheitshelmen unterwegs sind und unsere Klamotten wasserunempfindlich sein müssen:  Ab hier muss man nämlich in den Fluss rein und sich mit der Strömung treiben lassen! Unser Guide erklärt uns, dass diese Tour ganz neu im Programm ist, weil ein paar alte Indios der Dorfgemeinschaft erst vor ein paar Monaten erzählt haben, dass man diesen Canyon überhaupt durchqueren kann. Wir sind also erst die zweite Gruppe, die in den Genuss kommt und fühlen uns wie Columbus auf Entdeckungstour! Einen kleinen Moment kommen mir noch mal Zweifel, als wir aus einem natürlichen Felsen-Tunnel herauskommen, den das Wasser durch den Berg gegraben hat und oben auf einem ca. 3 m hohen Wasserfall stehen, der sich in ein natürliches Becken ergießt. Da sollen wir dann einfach mal so runterspringen... Ich bin ja kein besonders guter Schwimmer und habe daher echt Respekt vor Wasser, aber da es keinen Weg zurück gibt, atme ich tief durch und springe den anderen hinterher... Wow! Was für ein Gefühl!!! Weiter geht es dann noch bis zu einer Flußbiegung und schließlich einen ziemlich steilen Hang hoch, mitten durch eine Kuhherde, deren Stier uns ein bisschen misstrauisch beäugt. Aber oben angekommen erwarteten uns dann frische Honigmelonen und gekühlte Säfte!

 

Abends gibt es wieder ein mexikanisches Buffet und weil ja mexikanischer Nationalfeiertag ist, werden mit allen Gästen rund um ein Lagerfeuer noch lustige Partyspiele veranstaltet, bei denen wir Deutschen uns allerdings eher peinlich berührt sehr im Hintergrund halten. Der Grundtenor der Spiele ist nämlich, dass Männer und Frauen spielerisch ihre Potenz unter Beweis stellen müssen, indem sie einen Luftballon, der sich zwischen ihnen befindet durch heftigste Kopulationsbewegungen in verschiedensten eindeutigen Stellungen zum Platzen bringen sollen. Begleitet wird das Ganze von Trommeln und dem unmelodischem Gejaule einiger Männer. Mit vielen Hinweisen auf den anstrengenden Tag und unsere enorme Müdigkeit können wir uns schließlich von dieser Feier verabschieden ... Jedem das Seine, kann man da nur sagen... Karneval muss bei Fremden auch einen extrem seltsamen Eindruck hinterlassen...

Rafting

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Am nächsten Tag steht noch Rafting auf dem Programm, was wir alle zum ersten Mal machen. Wir haben wieder den netten Guide vom Vortag und die Stimmung im Boot ist wirklich toll. Es geht 18 km über zum Teil heftige Stromschnellen, in denen das Boot hin und her geworfen wird. Einmal bekommen wir so einen heftigen Schlag, dass ich fast rücklings aus dem Boot falle. Mein Fuß, den ich brav nach Anweisung des Führers im Boot unter einem Seil festgeklemmt habe, ist das Einzige, was mich noch im Boot hält, mein Oberkörper hängt schon komplett über Bord und ich kippe immer weiter nach hinten... bis ich von einem Kollegen, der neben mir sitzt, im letzten Moment wieder reingezogen werde – puh! - Mein Retter! Ich werde ihm ewig dankbar sein!!! Es wird geschrien und gejubelt, als wir die Schnellen hinter uns haben und wir sind alle mächtig stolz auf uns!

 

Rückblickend kann ich sagen, dass das ein wirklich tolles Wochenende war! Ich hätte ja nie gedacht, dass solche Sachen so viel Spaß machen! Die eine oder andere Situation hat mich sehr an das Gefühl erinnert, dass ich als Jugendliche beim Skifahren auf gefährlichen Pisten hatte. Ansonsten ist es kaum vergleichbar mit etwas, was ich bisher gemacht habe. Guckt Euch die Bilder an und wenn Ihr die Möglichkeit habt, probiert es unbedingt mal aus!

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