Conoce Mexico

Hier eine nette Geschichte über meinen Versuch, ein Ausflugs-Projekt an der Schule anzubieten, das ich inzwischen aus verständlichen Gründen wieder aufgegeben habe:

Da war also am letzten Samstag der 1. Ausflug meines Ausflugsprojekts „conoce mexico“, also „Lerne Mexiko kennen“. Kennen gelernt habe ich besonders meine beiden mexikanischen Mitstreiter in diesem Projekt seeehr gut, weil sie mich nämlich so nach und nach wahnsinnig gemacht haben… und zwar jeden einzelnen Tag des Projektes… bis ich ihnen dann am Tag des eigentlichen Ausflugs tatsächlich den Gnadenstoss verpasst habe und den beiden gesagt habe, dass ich in Zukunft leider nicht mehr mit ihnen arbeiten werde! 

Wie es dazu kam? ...

Als das Ehepaar vor über einem halben Jahr auf mich zugekommen ist mit der Idee, Ausflüge für die Schulgemeinde anzubieten, hab ich ihnen gesagt, dass ich die Idee interessant finde, aber kein bisschen Zeit habe, um sie zu unterstützen. "Jajaja" meinten sie, SIE machen ALLE Arbeit und ich brauche mich um nichts zu kümmern; sie brauchen nur eine Kontaktperson in der Schule ("Jajaja" ist übrigens die grundsätzliche Reaktion der Ehefrau des Paares auf alles, was ich ihr sage, verbunden mit einem unverbindlichen Lächeln). Na gut, hab ich gesagt, dann probieren wir es... Von Anfang an lief es dann so, dass wir auf unseren gemeinsamen Treffen Aufgaben verteilt haben und die beiden ihre Aufgaben leider nie erfüllt haben, es sei denn ich habe ihnen drei Erinnerungsmails geschrieben. Schon alleine die Einladung an die Eltern rauszuschicken war ein Drama, das sich über mehrere Wochen zog… 

Endlich war also ein Reiseleiter gefunden (den ich organisiert hatte) und als erstes Ziel sollte eine Stadtführung in der historischen Altstadt von Puebla stattfinden. Ich habe in der Schule eine eigene Email-Adresse für dieses Projekt eröffnen lassen und vor den Osterferien haben wir besprochen, dass ich alle deutschen Anmeldungen beantworten würde, die als email dort ankommen und das nette Ehepaar alle mexikanischen, da mein Spanisch nicht so gut ist, dass ich mühelos alles verstehe, was die Eltern so schreiben, geschweige denn antworten könnte... "Jajaja" kein Problem! Die Zeit verging und in der kommenden Woche ging die Einladung an alle Eltern der Schule raus. Ich war natürlich neugierig und hab sofort in unser email-Konto geguckt und nach drei Tagen hatten wir schon dreißig emails (überwiegend mexikanische), womit NIEMAND gerechnet hatte. Also hab ich mich mit den beiden in Verbindung gesetzt und Ihnen gesagt, sie mögen doch bitte den Reiseleiter fragen, ob er noch einen Zusatztermin anbieten könne und habe mich mit dem Verwaltungsdirektor getroffen, der das zusätzliche Geld genehmigen musste... Ihr erinnert Euch: Ich hatte überhaupt kein Stundenkontingent, um irgendwas zu übernehmen und eigentlich wollten die beiden sich alleine um alles kümmern, aber was tut man nicht alles... 

Sonntag (eine Woche vor dem Ausflug) hatte ich brav alle deutschen emails beantwortet, die lieben Initiatoren des Ganzen aber noch keine einzige mexikanische. Bis dahin waren es schon vierzig mexikanische mails. Ich hab den beiden dann Sonntagmittag geschrieben, dass sie mal in die Pötte kommen müssten, weil wir den Eltern noch die Info geben mussten, dass es nun zwei Termine gab und sie sich noch für einen von beiden entscheiden und uns darüber eine Rückmeldung geben mussten. Montag bekam ich dann eine email von den beiden, dass sie das Passwort für das email-Konto vergessen hatten (das ich ihnen schon Wochen vorher gegeben hatte), was ich ihnen natürlich sofort dann per email geschrieben habe... An diesem Punkt kam übrigens zum ersten Mal bei mir eine gewisse Ungeduld auf...

Dienstag kam dann eine email, sie wüssten gar nicht, wie sie auf die Seite des Colegios kämen, um die emails zu öffnen (was ich ihnen ebenfalls Wochen vorher schon erklärt hatte und sie gezwungen hatte, sich das zu notieren). Daraufhin habe ich sie angerufen und ihnen das noch mal haarklein erklärt, hatte dabei aber irgendwie das Gefühl: Irgendwas stimmt hier doch nicht... Wollen die mich verarschen?... "Jajaja", alles klar. 

Mittwoch (es waren inzwischen fünfzig unbeantwortete Anmeldungen) kam dann eine email, dass sie sich nicht trauen, IHREN Namen unter die emails zu schreiben; man kenne sie ja nicht und es wäre doch besser, wenn Jemand aus dem Colegio offiziell die emails unterschreibt? Woraufhin ich ihnen geschrieben habe, dass sie ruhig MEINEN Namen unter die mails schreiben sollten (Ich war inzwischen bei „Ich ermorde sie“). Donnerstagmorgen wollten wir uns sowieso noch kurz treffen, um Reste zu besprechen und ich dachte, damit sei alles geklärt und nun würden die beiden so engagierten Menschen endlich, wenn auch ziemlich knapp, die ganzen emails beantworten. Mittwochabend um 21.30 klingelte dann das Telefon und der Ehemann des Pärchens war dran ... Ich schlief schon halb, war grade auf dem Weg ins Bett.. Er: „Entschuldigung, wie spät kann ich Dich noch anrufen?“ Ich:„ Bis 21.00 Uhr bitte, danach nicht mehr!“, um mir mitzuteilen, dass er nun 2 Tage auf Dienstreise gehe und morgen früh nicht zu unserem Treffen kommen könnte und auch die mails nicht beantworten könne. Nachdem ich die Beiden innerlich schon jeden einzelnen Tag der Woche verflucht hatte, wurde ich völlig kalt und sehr energisch. Schließlich war seine Frau ja zu Hause und nicht auf Dienstreise habe ich ihm freundlich gesagt und er solle SIE morgen früh PÜNKTLICH um 7.30 zu mir schicken, am besten noch früher, ich würde ihr genau sagen, was sie schreiben soll und dann könne sie an meinem Computer sitzen bleiben und alle Antwortmails verfassen, weil ich um 8.00 ein vom Vorstand angeordnetes Treffen mit den Direktoren hätte und frühestens um 10.00 wieder da sei. Wenn dann noch was unklar wäre, könnten wir das dann um 10.00 noch besprechen. Jajaja, ich sage es meiner Frau, sie wird da sein! Am Donnerstagmorgen um 7.45 kam dann seine Frau (die ich fürs zu spät kommen dann inzwischen zum fünften Mal in dieser Woche hätte ermorden können und erklärte mir, sie und ihr Mann hätten beschlossen, die emails nicht zu beantworten (…WAAAAS?!….). Ach ja, das war übrigens der Donnerstag, an dem ich von 7.30 bis 18.30 durcharbeiten musste, weil ich nachmittags noch die Fortbildung für Lehrer geben sollte ... Ich war seeehr begeistert von ihrer Eröffnung - 2 Tage vor dem geplanten Ausflug! Sie meinte, ICH solle mich doch darum kümmern, dass eine Sekretärin die emails beantworte. Na klar, hab ich ihr gesagt, ich bin ja auch der Vorstand und kann den Sekretärinnen einfach sagen, sie sollen ihr Tagwerk liegen lassen und DAS hier habe alleroberste Priorität, hahaha. Wenn ich nicht so sauer gewesen wäre, hätte ich laut losgelacht. Ich hab sie also vor meinen Computer gezerrt und ihr gesagt, SIE solle jetzt gefälligst anfangen. Dabei stellte sich raus, dass die Dame leider überhaupt keine Ahnung vom Umgang mit Computern hat und außerdem so dumm ist, dass sie keinen einzigen Satz fehlerfrei zu Papier bringen kann. Außerdem legte sie beim Suchen der richtigen Buchstaben auf der Tastatur ein Tempo vor, in dem sie die emails erst NACH unserem Ausflug fertig gehabt hätte und hat sich dabei jedes Wort, das sie schreiben wollte, ungefähr fünf mal buchstabierte und MICH fragte, wie man dieses spanische Wort schreibt... Ich habe also alle Sätze in den Computer getippt und ihr in einer viertel Stunde mit aller Geduld, die ich aufbringen konnte, beigebracht, wie man mit der rechten Maustaste den kompletten Text markiert („auf das BLAUE! auf das BLAUE! RECHTE Maustaste!“), was ihr äußerst schwer fiel, weil die Maus unter ihrer Hand so hin und her wackelte. Dann habe ich ihr eine idiotensichere Anleitung aufgeschrieben, wie sie diesen Text als Antwort in allen mails verwenden konnte. Ich kam dann zwar 5 Minuten zu spät zur Sitzung, aber immerhin war Frau "Jajaja" beschäftigt und meinte dann um 10.00, als ich zurückkam, freudestrahlend dass sie alles geschafft hat. Damit habe ich sie nach Hause entlassen und wir vereinbarten dann, dass wir am Freitagabend um 19.00 noch mal kurz telefonieren. Jajaja! Nach einem seeehr langen Tag war ich dann um 19.30 gut zu Hause und um 20.00 kam mir leider leider der Gedanke, ich könnte doch noch mal gucken, ob sie auch alles richtig gemacht hatte … … … Tja ich habe dann bis 22.00 Uhr noch schnaubend und fluchend am Computer gesessen, weil sie einigen Menschen drei emails geschickt hatte und anderen gar keine. Was für mich bedeutete, fünfzig spanischsprachige mails durchzulesen und dann eine Liste mit fünfzig mexikanischen Namen anzulegen und bei jedem Namen zu überprüfen, ob im Ordner „Gesendet“ eine entsprechende mail an die Familie war oder nicht und wenn nicht, noch eine mail zu verschicken. Inzwischen war ich bei Tööööööööten! Tööööööten! ...Dann kam also der Freitag abend, an dem wir uns noch mal absprechen wollten und wer um 19.00 nicht zu Hause war, war mein liebes Ehepaar. Tja, mein Mann und ich wollten aber Essen gehen und haben das auch gemacht und als wir um 22.00 nach Hause kamen klingelte das Telefon (hatte ich ihm nicht vorgestern erklärt, nach 21.00 schlafen wir?!) „Hallo, ich komme gerade von meiner Dienstreise…. blabla. Ach und Claudia, ich fände es gut, wenn wir uns um 9.30 treffen können, dann können wir mit dem Reiseleiter absprechen, was wir genau machen“ (HÄÄÄÄÄ??? Absprechen, WAS wir machen??? 12 Stunden vor dem Ausflug ???Um was genau hatte er sich denn überhaupt vorher gekümmert?) „Sag mal, lieber Mitstreiter, übrigens hatten wir besprochen, dass Ihr ein Schild mitbringt, auf dem Colegio Humboldt steht; der Marktplatz in Puebla ist ja sehr groß und samstags werden viele Leute das sein…“ „Schild?“ „Ja, ein Schild, damit die Leute uns erkennen.“ „Schild?“ „Ja ein Schild, mit dem wir unsere Gruppe markieren können“ „Schild, ich verstehe nicht!““Luuuutz, was heisst Schild auf Spanisch? … Signal“ „Ach ein Schild, jajaja, das haben wir längst fertig“ (Eigentlich sollten die beiden wie Wochen vorher schon besprochen auch eine Information und Anmeldeliste für den zweiten Ausflug mitbringen, aber ich ahnte, dass das wieder zu dem Tööööööööten!-Gedanken bei mir führen würde, wenn ich das ansprechen würde, also habe ich freundlich „bis morgen“ gesagt und aufgelegt. Ich war also um 9.30 am Marktplatz aber wer natürlich nicht da war, war mein liebes Ehepaar, die genau um 9.55 erschienen und ratet mal womit? … mit leeren Händen - OHNE Schild! Ich also zu ihm: „Hör mal, wo ist das Schild?“ „Äähhh, SIE macht es“ „Sie MACHT es?“ Die Frau, die fünf Minuten später dann auch kam, wusste aber offensichtlich gar nicht, dass SIE es gerade „machte“, also blieb ihm nichts anderes übrig, als noch schnell in einen Schreibwarenladen zu rennen und dort eine neongelbe Pappe und einen dicken Filzstift zu kaufen (Tööööööööten!…) und endlich das Schild zu schrieben... So fanden dann also auch die Grüppchen von Menschen zu uns, die vorher verunsichert rumgestanden hatten… Und schließlich, um 10.15 ging es los. Mein Ehepaar hatten mit dem Reiseleiter, den ich empfohlen hatte, weil ich vorher schon mal Kontakt mit ihm hatte, ausgemacht, dass er gemeinsam mit seinem Deutschlehrer den ganzen Ausflug auf Spanisch und Deutsch leiten sollte. Leider stellte sich heraus, dass der „Deutschlehrer“ so schlecht Deutsch sprach, dass er alles falsch übersetzte. Aus den „Gräbern“ in der Kirche wurden dann „Graben“ und so einiges mehr, an das ich mich nicht wirklich erinnere, sodass er unverständlichen Blödsinn erzählte, bis ein netter mexikanischer Vater, der fantastisch Deutsch sprach, es nicht mehr aushielt und ihn ständig korrigierte, damit man einigermaßen verstand, was er sagen wollte. Während der Führung wurde ich dann plötzlich gebeten, zu entscheiden, ob wir eine Bibliothek besuchen sollten, die dreißi Pesos Eintritt pro Person kostete und weder der Reiseführer noch mein Ehepaar wollte dies über die Köpfe der teilnehmenden Familien entscheiden. Jajaja, dann wälzen wir diese unangenehme Entscheidung doch einfach mal auf die Deutsche ab…, die das aber dann auch nicht entschieden hat, sondern nur gesagt hat: DAS hättet ihr früher überlegen und in der email an die Eltern mitteilen müssen; ICH weiß das auch nicht! Die mexikanische Lösung war dann, dass die, die bereit waren, das Geld zu bezahlen, eine halbe Stunde Bibliotheksbesuch machten, während die andere Hälfte der Gruppe dumm vor dem Eingang rumstand und dort irgendwas Anderes erzählt bekam. Tja und dann war da noch die Sache mit dem kleinen Privatmuseum, das man besichtigen wollte und das – OH WUNDER – leider nur zwölf Personen auf einmal durch die Räume führen wollte, sodass wir uns in zwei Gruppen aufteilen mussten plus eine dritte Gruppe, die an der Stelle die Führung als beendet betrachtete. Die Hälfte die ausharrte, musste dann halt eine halbe Stunde dumm im Innenhof des Hauses zusammengepfercht rumstehen. Hhhm, DAS hätte man als erfahrender Reiseführer vielleicht auch vorher herausfinden können…? Jajaja und dann war die Führung nach drei Stunden endlich vorbei und ich wollte, wie ich den Beiden schon vorher angekündigt hatte, nach Hause fahren (wie gesagt, zu Hause wartete noch viel Arbeit auf mich)... Mein Ehepaar machten sich wieder auf den Weg zum Marktplatz, um dort den Reiseführer zu treffen, der bei der letzten Museums-Gruppe geblieben war und um auch noch an der 13.00 Uhr Gruppe teilzunehmen. Du denkst die Geschichte ist hiermit zu Ende? NEIN, NEIN... das wäre ja zu einfach! Es blieb noch eine Frage offen, bei der mir während des Vormittags völlig klar geworden war, dass die beiden sich vorher darüber auch keine Gedanken gemacht hatten: die Bezahlung des Reiseführers. Ich hatte kein Geld mitgenommen und die beiden offensichtlich auch nicht. Ich habe ihnen dann seeehr eindringlich gesagt, dass wir eine Quittung vom Reiseführer brauchten, damit die Schule die Kosten übernímmt und sobald ich diese hätte, könne der Mann sein Geld bekommen. Der Ehemann hat sich fürchterlich über mich aufgeregt, weil es in Mexiko üblich wäre, dass man den Mann sofort bezahle, worauf ich ihm gesagt habe, das könne er ja gerne tun und sich das Geld dann beim Colegio abholen, ICH hätte kein Geld mit. DAS wollte er aber auch nicht. ICH sollte nach seiner Vorstellung das Geld vorstrecken (na klar und dann darauf angewiesen sein, hinter der Quittung herzurennen - nööö). Also einigten wir uns darauf, dass die beiden sich nach der 13.00 Führung eine Quittung vom Reiseführer geben lassen würden und ich am Dienstag schon mal den Geldhahn im Colegio aufdrehen sollte. Montagabend bekam ich dann einen Anruf vom Ehemann: Ob der Reiseführer denn morgen sein Geld abholen könne? Ich: „Habt ihr die Quittung?“ „Quittung? Welche Quittung? Nein!“ (...Kopfschüttel, Kopfschüttel, Kopfschüttel…Tööööööööten!). Wir einigten uns also darauf, dass ich am Dienstag den Verwaltungsdirektor frage, wann der Mann seine Quittung abegeben dürfe und dafür sein Geld erhalten würde und den Reiseführer dann DienstagABENDpersönlich anrufen würde und mein liebes Ehepaar diese Information an den Reiseleiter weiter geben sollte. Am DienstagMITTAG ruft mich aber der Pförtner an, dass hier ein Mann sitze, der Reiseführer sei und mich sprechen wolle… Tööö......und dann hab eich zum Glück meine allerletzte Amtsahndlun gin diesem Projekt getätigt: Ich habe ihm seine Quittung abgenommen und ihm für den nächsten Tag sein Geld versprochen!!! Ach ja und dann gab es am nächsten Tag noch die email-Beschwerde einer mexikanischen Familie: Sie wären um 10:15 am Marktplatz gewesen und es wäre niemand mehr da gewesen, was ja wohl eine Unverschämtheit sei! Schließlich hätte man den Eltern ja wohl vorher mitteilen können, wo die Gruppe hingehe, falls man sich verspätet. Denn die Verspätung sei nicht ihre Schuld gewesen, weil die ganze Innenstadt verstopft gewesen wäre und sie einfach nicht schneller da sein konnten! Jajajaja…

 

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