Belogradtschick - Hoffnungslos verlassen

 

Heute morgen haben wir uns jetzt also auf den Weg nach Deutschland gemacht und fahren schlussendlich über Bulgarien und Rumänien... 

Bulgarien hat eine herrliche herrliche Landschaft, ist aber das ärmste Land, in dem ich je gewesen bin...

 

Belogradtschick

Wir übernachten in Belogradtschik, einem kleinen Ort nahe der serbischen und der rumänischen Grenze, der in einem Gebiet liegt, das nahezu entvölkert ist. Bulgarien ist tatsächlich noch ärmer als Rumänien, ihr Bruttoinlamdsprodukt liegt bei der Hälfte dessen, was die Griechen zur Verfügung haben, der Mindestlohn liegt bei 1 €, ein Bäcker verdient im Monat 140 €, ein Arzt 900 €... Entsprechend wandern hier extrem viele Menschen weg und suchen ihr Glück woanders...
Die Häuser in Belogradtschik sind ärmlich bis pitouresk - bis auf unser Guesthouse, das wir gewählt haben, weil es einen privaten Parkplatz hat - das gleicht einer kleinen Burg: Das Haus liegt hinter einer Mauer mit dicken Eisengittern und die Haustüre ist 5 cm dick und hat fünf 1 cm dicke Metallstifte zum Verschließen...


Die Menschen in Beogradtschik tragen ganz offensichtlich sehr billige Kleidung, die in den meisten Fällen aus unserer Sicht eine Wäsche nötig hätte. Ich fühle mich in meinem völlig normalen von der Fahrt durchgewitzten hellbraunen T-Shirt und meiner weißen Sommerhose völlig überstyled und plane sehr genau, was ich mitnehme, als wir abends zum Essen in ein Restaurant gehen... Die sichtbare Armut der Leute verunsichert mich sehr und löst bei mir "Hab-Acht- Gedanken" aus... Alleine meine Jacke kostet so viel wie das Monatsgehalt eines Bäckers... von meinem Handy und meinem Fotoapparat ganz zu schweigen... Ist es also sicherer, die wichtigsten Dinge in der Unterkunft zu lassen oder mit zu nehmen und kann ich sie in meinen Tagesrucksack packen oder muss ich sie am Körper tragen?...
Ich entscheide mich für die sicherste Variante und trage alles am Körper, was sich allerdings im Rückblick als wirklich unnötig herausstellt...
Wir essen leckere Rippchen und Cevapici und lassen uns das übriggebliebene Essen einpacken - die können wir dann morgen schön während der Fahrt essen! ... oder auch nicht, denn auf unserem Rückweg steht mitten im Ort eine magere kleine Oma und sucht in den öffentlichen Müllcontainern nach Essen... und natürlich kriegt sie unser Carepaket mit den Cevapici!...

Bulgarien lassen wir nach diesem Abstecher am nächsten Tag mit einem ziemlich schlechten Sozialgewissen hinter uns und sind mal wieder einfach nur dankbar, dass wir in Deutschland geboren sind!

 

Unterwegs

Die letzten paar Kilometer durch Bulgarien ziehen sich dahin... Durch Straßendörfer, in denen man nur 40 fahren darf und über Landstraßen, auf denen nur 60 erlaubt ist... Dazu dann noch etliche Polizeikontrollen...
Und was uns schon seit gestern klar ist: Diese Strecke im Westen von Bulgarien und Rumänien entlang des Nachbarstaats Serbien ist offensichtlich eine sehr wichtige und sehr viel befahrene LKW -Transitstrecke! Wer schon mal die A1 bei uns gefahren ist, kann sich das LKW-Aufkommen hier ungefähr vorstellen - das ganze natürlich zwei- und nicht vierspurig...
Aber vom Sightseeing-Wert trotzdem sehr lohnenswert! Man sieht wirklich was von Land und Leuten!
Das Schöne an dieser Route ist außerdem, dass wir an der Grenze wieder nur 15 Minuten warten - von den Corona-Kontrollen und auszufüllenden Formularen von denen im Internet die Rede war übrigens keine Spur!

 

Ein Wort zu Corona

Die Entscheidung, welcher Weg der beste von Griechenland nach Deutschland ist, war dank Corona übrigens ein ziemliches Hin und Her: Vor zwei Wochen hatten wir schon mal überlegt, über Bulgarien und Rumänien zu fahren, da wir aber gerne noch ein paar Tage Urlaub auf Pilion machen wollten, war es dann viel logischer, über Albanien und Kroatien schön an der Küste entlang zu fahren und auf dem Weg Dubrovnik, Split und andere schöne Orte anzugucken.

 

Einen Tag bevor wir nach Pilion aufgebrochen sind, kam die Nachricht von einer Freundin, dass man wenn man über Albanien fährt in Deutschland dann zwei Wochen in Quarantäne muss, sodass diese Freunde von einem Tag auf den anderen entschieden haben statt der Balkanroute mit der Fähre nach Italien überzusetzen und durch Italien zu fahren...

 

Das war natürlich auch für uns eine Option, aber wir haben dann erstmal an unserer Entscheidung, über Kroatien zu fahren festgehalten... Vorgestern haben wir uns dann mal im Internet die Reisebestimmungen genauer angesehen und entdeckt, dass wir auf der Balkanroute deutlich mehr Grenzen und vor allen Dingen keine EU Grenzen überschreiten müssen, die Kontrollen dort sehr viel schärfer sind und das Quarantäne-Schwert dann tatsächlich noch zusätzlich über uns schweben würde...

 

Also noch mal umschwenken und gestern haben wir uns dann endgültig entschieden, doch dem allerersten Plan zu folgen und und uns auf dem Nachhauseweg Rumänien anzugucken!

Gestern Morgen haben Lutz und ich noch mal kurz in Richtung Kroatien geschwenkt, weil ich einen Bericht im Internet gelesen habe, dass die großen Städte, die normalerweise von Touristen überfallen werden gerade menschenleer sind und das natürlich eine einmalige Gelegenheit wäre... Aber die ganzen Unwägbarkeiten waren uns dann doch zu unsicher und so haben wir uns dann gestern im Internet ein paar sehr schöne alte Städte in Rumänien im Siebenbürgener Land ausgesucht und dort Unterkünfte gebucht... Puh! Und jetzt gibt es kein Zurück mehr!

 

Heute morgen sind wir also ziemlich früh losgefahren und machen gerade einen ziemlich unlogischen Umweg, nämlich zurück nach Thessaloniki und dann Richtung Bulgarien und Rumänien... 

 

In Coronazeiten lernt man eben, extrem flexibel zu sein!

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