On the road again - Ab in den Süden Tag 3


9.00
Guten Morgen Ihr Lieben,
wir sind schon wieder auf der Autobahn und fahren in Richtung zweiter Heimat.
Die Nacht war ok, das Bett bequem, mit 1,40 m ein bisschen zu schmal, aber wir hatten jeder eine eigene Bettdecke! Als Heizung gibt es eine Klimaanlage, die den Raum schön aufwärmt (dringend nötig bei minus vier Grad auf der Donau) und die ganze Nacht warme, trockene Luft auf uns pustet - sooo trockene Luft sind wir allerdings nicht gewöhnt, sodass die Zunge heute morgen am Gaumen festklebt... Aber ich will nicht jammern... 

Dafür ist das Frühstück gut: Wir sitzen schön mit Blick auf den Fluss (im Sommer bestimmt genial!) und es gibt nett zurecht gemachte Brote mit Schinken, Käse, Ei und Schnipseln von Gewürzgurke und auf Wunsch frisch gebratenes Rührei - alles sehr lecker! Der Kellner ist sehr nett und gesprächig und ich frage ihn direkt mal, was "Frohe Weihnachten" auf serbisch heißt... "Srrrädja boschjisch!!!"
Heute feiern die orthodoxen Serben und Russen nämlich Heiligabend und morgen ist hier Weihnachten!

Der fünfminütige Spaziergang zum Auto in der klaren Winterluft tut uns gut und jetzt können wir das Ufer auch mal bei Tageslicht betrachten:
Alles nicht sehr schick, aber wie ich finde sehr originell. Die Ecke gefällt uns und wir überlegen schon, hier auf jeden Fall wieder abzusteigen, wenn wir mal einen Städtetripp nach Belgrad machen. Man wohnt sehr ruhig, im Park sind schon erste Jogger unterwegs und wir haben uns die ganze Zeit sehr sicher und wohl gefühlt.

Auf der Stadtautobahn raus aus Belgrad fahren wir dann später an sehr sehr ärmlich aussehenden Hochhausvierteln vorbei... Lutz hat heute morgen mal gegoogelt und festgestellt, dass die Serben nur ein Viertel dessen verdienen, was die Griechen verdienen und die haben im Vergleich zu uns schon nicht viel... ufff!
Dem netten Opa, der im Wächterhäuschen unser Auto bewacht, haben wir gestern Abend ja schon ein kleines Trinkgeld von umgerechnet 2,50€ gegeben. Heute Morgen habe ich ihm dann frohe Weihnachten auf serbisch gewünscht und direkt noch mal 5 € in die Hand gedrückt und wurden mit einem allerherzlichsten serbischen Redeschwall überschüttet, in dem vier mal das Wort Weihnachten vorkam, sowie heftigstem begeistertem Winken, als wir los fahren....
Da wird mir immer wieder bewusst, was für ein Glück wir haben, in Deutschland geboren zu sein! Meinen Ruhestand stelle ich mir jedenfalls deutlich anders vor, als mit knapp siebzig Jahren bei minus vier Grad die ganze Nacht Autos zu bewachen...

10.00
Wir fahren auf einer so gut wie leeren Autobahn durch Serbien vorbei an heruntergekommen aussehenden Häusern. Anfangs denke ich, dass es sich um verlassene Höfe handelt, aber inzwischen ist mir klar, dass die Häuser auf dem Land hier alle so aussehen...
Gestern hatte ich oft noch den Gedanken: Das könnte hier auch Deutschland sein...
Das ist jetzt gar nicht mehr der Fall... Wir reisen auf der mautpflichtigen Autobahn (die sich die meisten Menschen, die hier leben bestimmt nicht leisten können) bepackt mit Sachen im Wert von hunderten von Euro vorbei an riesigen Tankstationen, die wie Weltraumstationen in dieser sehr armen Gegend wirken. Ein sehr unwirkliches Gefühl!
Ab und zu gibt es eine Fabrik und auch mal moderne Häuser. Aber die meisten Dörfer sehen für mich aus wie aus einem anderen Jahrhundert und würden eine tolle Filmkulisse abgeben. Wenn wir jetzt noch auf einer Schiene mit zehn Stundenkilometern befördert würden, mit Hintergrundmusik und Audio-guides in allen Sprachen, dann käme ich mir vor wie im Phantasialand, wo ich die Show mit den historischen Dörfern um mich rum bestaunen könnte...

10.30 

Am Straßenrand bei der Stadt Paracin steht eine drei Meter große Giraffe!... Keine Echte, aber eine ziemlich gute Kopie... sind wir wohl doch im Phantasialand???

11.40
Lesjovac, 50 km vor der nord-makedonischen Grenze... Gewächshäuser so weit das Auge reicht und sehr viel Müll... Die "Zivilisation" hat uns wieder!
Hier gibt es viele viele Dörfer und auch mal größere Städte, die Landschaft wird bergig und ist mit Schnee gezuckert und im Hintergrund sieht man strahlend weiße, komplett schneebedeckte Berge in Richtung rumänischer Grenze. Wir könnten grade auch durch eine ärmere Gegend in Österreich fahren...
Der Unterschied zu Deutschland: Die Häuser sind häufig gar nicht verputzt oder könnten wenn sie gestrichen sind mal einen neuen Anstrich vertragen, weil alles irgendwie grau in grau wirkt. Die Gärten wirken wild und die Gebäude stehen nicht in einer Reihe sondern kreuz und quer... Ich vermute einfach mal, nirgendwo auf der Welt ist es so ordentlich und aufgeräumt wie in Deutschland!

13.45
Serbisch-neumakedonische Grenze...
Es ist zwar Zufall, dass wir am orthodoxen Heiligabend unterwegs sind, aber besser geht es gar nicht:
In den ersten beiden Grenzhäuschen sitzt überhaupt keiner und vor den beiden Grenzhäuschen dahinter stehen nur drei Autos vor uns... fünf Minuten und wir sind drüber! Jetzt ist auch die Sonne raus gekommen und so langsam steigen die Temperaturen... 5 Grad... mal sehen, wie warm es in Thessaloniki ist!
Wir fahren an einem großen Friedhof vorbei: Hier gibt es einheitliche schneeweiße Grabsteine - in Serbien standen die identischen Steine nur in pechschwarz...

14.30
Wir fahren durch eine hügelige, extrem karge Landschaft mit dichtem braunen Gestrüpp... und seit über einer Stunde warte ich auf ein Haus, das ich fotografieren kann...Nichts!... Außer ein paar Dörfern in weiter Ferne lebt hier absolut NIEMAND...

14.40
10 km vor der Grenze nach Griechenland: Rechts und links reiht sich ein Casino an das nächste, mittendrin ein Ramada-Hotel, sodass man sich hier tagelang aufhalten kann, wenn man will... Komisch... Was machen die alle hier?... Vielleicht gibt es hier ein Glücksspiel, das in Griechenland nicht erlaubt ist?...

14.45
Auch an der griechischen Grenze ist heute zum Glück nichts los! Hurra!!! Fünf Autos vor uns und wir sind durch! Unsere Klamottenberge hat keinen einzigen Zöllner interessiert... Jetzt noch die Uhr eine Stunde später stellen und in anderthalb Stunden sind wir zu Hause...

16.40
Thessaloniki! Die riesige weiße Stadt mit ihrer breiten Bucht liegt ausgestreckt vor uns, dahinter das Olymp-Massiv, wo sich grade die Sonne senkt... Wow!

17.05
Geschafft!!! Wir sind da!

Dank orthodoxem Weihnachten waren wir heute wirklich superschnell!
Jetzt schön unsere ganzen Mitbringsel auspacken - da haben wir heute genau wie die Serben noch mal eine große Bescherung! Und morgen hat Lutz noch frei; da können wir dann direkt einen guten Vorsatz einlösen und am Meer Mittag essen!

Sehr schönes Ankommen! 

Poly oreia!

Übrigens
Das letzte Brötchen heute morgen beim Frühstück habe ich nicht mehr geschafft, wollte es aber nicht verschwenden, also habe ich es schnell in eine Serviette eingewickelt und es in das Oberteil meines Kleides gestopft, als der Kellner grade nicht hinguckt hat - ich hab leider überhaupt keine Tasche an meiner Reisekleidung...
Als ich dann auf dem Weg ins Zimmer an der Rezeption vorbei komme, sehe ich auf einem Monitor Lutz am Frühstückstisch sitzen... Na super! Meine Brötchenaktion von vorhin ist also schön gefilmt worden!!! Ich stelle mir das doofe Gesicht des Kellners vor, wenn er sich das anguckt und muss lachen: 

Die reiche deutsche Touristin lässt heimlich ein Brötchen mitgehen... 

Wie war das, Obelix?...

"Die spinnen, die Deutschen!!!"

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