Athos - Mehr als nur Mönche

 

Heute nehme ich Euch mit auf ein langes Wochenende zum 3. Finger der Chalkidiki, nach Athos. Diese Halbinsel ist vor Allem bekannt dafür, dass orthodoxe Mönche dort eine eigene Republik errichtet haben, auf der Frauen keinen Zutritt haben - eine sehr zweifelhafte Berühmtheit.

Darüberhinaus lockt Athos aber auch mit unvorstellbar kristallklarem Wasser in Türkis- und Blautönen und kleinen Badeinseln, die wunderbar chillige Tage am Strand versprechen. Wenn unsere griechischen Freunde sich ein ganz besonderes Bade-Wochenende gönnen wollen, fahren sie nicht einfach auf die Chalkidiki, sondern auf die Badeinseln vor Athos!

Falls Ihr Euch von Thessaloniki aus für die Tour zum Athos entscheidet, nehmt unbedingt den Landweg über Poligyros, denn der Weg über die netten Dörfer lohnt sich unbedingt!

Infos zu Poligyros und noch mehr schöne Ziele auf Deinem Weg entlang der nördlichen Chalkidiki findest Du hier > 10 tolle Tagesausflüge

Das alte Dorf Arnea

Ein wunderbares Highlight auf dem Weg zum Athos ist das historische Dorf Arnea. Wir machen hier auf dem Hinweg Halt und frühstücken erst mal lecker im Passalimani Cafe, aber auch im Dorfkern am zentralen Platz gibt es schöne Tavernen, wo Ihr nett sitzen könnt. Gut gestärkt solltet Ihr dann unbedingt noch einen Spaziergang durch das absolut sehenswerte alte Dorf mit seinen gemütliche Gassen und denkmalgeschützten Häuser machen - es lohnt sich sehr! 

Aristoteles Park

Von Arnea aus gucken wir uns noch den 15 Minuten entfernten Aristoteles Park an, ein Gelände, auf dem auf einer großen Wiese verschiedene Experimente von Aristoteles ausgestellt sind, die Ihr selber ausprobieren könnt - für große und kleine Kinder ein sehr netter Ausflug!

Der Park ist nur von März bis Oktober geöffnet.

Stageira

Eine knappe Stunde von Ouranoupoli entfernt liegt die schöne Ausgrabungsstätte Stageira, dem Geburtstsort von Aristoteles, die ich Euch wärmstens ans Herz legen möchte.

Wir sind noch in der Nebensaison unterwegs und entsprechend macht der Haupteingang leider schon um 16.00 Uhr zu, aber eine Freundin hat uns den Tipp gegeben, dass es unten am Meer noch einen Nebeneingang gibt, der rund um die Uhr geöffnet ist.

Die Ausgrabungsstätte ist vielleicht nicht unbedingt mega-spektakulär, hat aber eine wunderschöne Lage und zieht sich von einer Anhöhe runter bis auf eine Halbinsel, die sich ins Meer erstreckt - also ein toller Spaziergang!

Mehr Infos dazu findet Ihr > hier

Die Mönchsrepublik Athos

So und jetzt erzähle ich Euch mal ein bisschen was zu der mysteriösen Mönchsrepublik, die sich hier auf dem dritten Finger der Chalkidiki hinter einem langen Zaun und strengsten Zugangsgesetzen verbarrikadiert hat.

Also: Die autonome Mönchsrepublik hat heute 1800 Einwohner und 20 Klöster. Es handelt sich nicht nur um griechische Klöster, sondern auch um bulgarische, russische und serbische - jedes größere Land, in dem der griechisch-orthodoxe Glauben herrscht, durfte hier ein Kloster errichten.

Tourismus sind in dieser Mönchsrepublik nicht erwünscht; um die Grenze passieren zu dürfen, braucht man eine Sondergenehmigung und es dürfen sich nicht mehr als 10 "Pilger" auf der Insel befinden. Ich habe das Wort Pilger in Anführungszeichen gesetzt, denn ein Insider hat mir erklärt, dass reiche Besucher hier in Luxus-Unterkünften mit Resort-Charakter untergebracht sind, die gegen eine sehr sehr großzügige Spende angemietet werden können.

 

Seit dem Jahr 1045 ist es Frauen verboten, die Republik zu betreten und Schiffe, auf denen sich Frauen befinden, müssen 500 m Abstand zur Küste einhalten. Auch weibliche Tiere werden von den Mönchen nicht geduldet.

Selbst der Weltkirchenrat und das europäische Parlament konnte die Herren auf Athos nicht dazu bringen, dieses weltfremde Verbot abzuschaffen. Frauen den Zutritt nicht zu gestatten, verstößt gegen die Gleichberechtigung der Geschlechter und der Gleichbehandlung aller Menschen. Dass eine solche Regelung, die offensichtlich gegen Menschenrechte verstößt dazu reizt, sie zu übertreten ist ja klar und so haben immer wieder Frauen versucht, einen Fuß auf das mönchische Areal zu setzen. Die ersten schon in der Antike, die letzten vor ein paar Jahren und diese wurden von griechischen Polizisten eingefangen und für 6 Monate in den Knast geworfen - Irre, wie weit die Mönche gehen, um ihren "Besonders-Status" zu erhalten!

 

Je mehr ich mich informiere, mit Insidern und Besuchern über die Mönche und ihr weltweit einzigartiges Gesetz spreche, umso mehr wirkt dieser ganze Athos-Rummel auf mich wie ein riesiger Publicity-Clou:

 

Wir machen einen Spaziergang zur Grenze der Republik Athos und stehen vor einem extrem verrosteten Zaun mit vielen Verbotsschildern... Die überaus triste Stimmung erinnert mich sehr an die ehemalige Grenze zur DDR... Auf dem größten Schild ist zu lesen, dass Unbefugten das Betreten verboten ist. Ok, das gibt es ja auch anderswo... Und das hätte eigentlich völlig ausgereicht, um alle unerwünschten Besucher fern zu halten... Aber nein, man muss auf dem Schild zusätzlich als allererstes ausdrücklich darauf hinweisen, dass FRAUEN nur ja keinen Fuß auf das heilige Gelände setzen dürfen, damit die armen zölibatär lebenden Mönche nur ja keinem weiblichen Wesen begegnen müssen. Wozu dieser Hinweis? Wenn man Frauen einfach keine Genehmigung erteilt so wie den meisten Männern auch, hält man sie ja automatisch fern, ohne das auch noch so arrogant zu betonen...

 

Ich benutze hier das Wort arrogant, denn natürlich machen die Mönche fröhlich Ausnahmen, wenn es ihnen in den Kram passt:

 

Da ist zuerst mal die Bergündung, die man immer wieder durchlesen kann und doch irgendwie das Gefühl bleibt, dass dahinter irgendwie die Logik fehlt:

Dass keine Frauen auf die Halbinsel dürfen, liegt daran, dass die Jungfrau Maria hier mal mit einem Boot gelandet ist und Gott ihr daraufhin diese Insel geschenkt hat. Damit ihr Andenken besonders besonders besonders hoch geehrt wird, dürfen keine anderen Frauen diese Insel entweihen... oooookkkkkk?!?!?! ....

 

Weibliche Tiere sind zwar verboten, aber weilbliche Katzen nicht, denn die braucht man zum Ratten, Mäuse und Schlangen jagen. Außerdem will man gerne Honig ernten, was ohne weibliche Bienen auch nicht zu machen ist... Ach ja und Eier isst man ja auch gerne... Und Tiere, die man einfach nicht davon abhalten kann, auf der Insel zu wohnen wie weibliche Insekten und Vögel toleriert man natürlich auch...

 

Touristen werden von den Mönchen zwar abgelehnt (besonders natürlich die weiblichen, die sich der Insel ja nicht mehr als 500 m in einem Boot nähern dürfen), wenn es aber darum geht, genau diesen (weiblichen) Touisten Andenken zu verkaufen, paddeln die Mönche gerne raus zu den Touristenbooten, vergessen ihre guten Vorsätze voll und ganz und gehen ungehemmt in Kontakt wenn es ums Geld verdienen geht. 

 

Und was mich dann völlig vom Hocker gehauen hat ist die story, die mir ein Freund erzählt hat: Es gibt auf der nördlichen Chalkidiki seit ein paar Jahrzehnten auch ein großes Frauenkloster, das von vielen als Gegenbewegung zu der Engstirnigkeit der Athos-Mönche gefeiert wird. Fun-Fact: Der Bruder der dortigen Oberin war Zeit seines Lebens Abt eines Klosters auf Athos und hat natürlich die Anti-Frauen-Regelung voll und ganz gelebt. Bis er im Alter krank wurde... Da hat er sich besinnt und sich doch lieber von seiner lieben Schwester pflegen lassen, die Oberin in Ormylia ist - naja: besser späte Einsicht als nie!

Einen sehr schönen Artikel über die Gastfreundschaft der Nonnen in Ormylia findet Ihr übrigens im > Rheinischen Spiegel

 

Athos-Schiffstour

Ein Freund, der die 3-stündige Athos-Schiffstour vor ein paar Wochen gemacht hat, erzählt mir anschließend sehr enttäuscht, dass man die Klöster eigentlich nur mit einem Fernglas erkennen kann - ein 1/2 Kilometer ist dann doch ziemlich weit! Das gibt für mich den Ausschlag, auf diese Schiffstour zu verzichten und mich lieber zu einer der netten kleinen Badeinseln fahren zu lassen...

Falls Ihr trotzdem fahren wollt (man bekommt viele Infos über Athos und seine Klöster in mehreren Sprachen und kann wie gesagt unterwegs Souvenirs kaufen), könnt Ihr Euch bei > Athos Cruises oder auch bei > GetYourGuide ein Ticket kaufen und eine nette mehrstündige Bootstour machen... Denkt an ein Fernglas und wenn Ihr Glück habt, seht Ihr sogar Delfine!

 

Ouranoupoli

Ouraoupoli ist das kleine Zentrum des dritten Fingers und ein entsprechend touristisch gestalteter Ort. Es lohnt sich auf jeden Fall, hier mal die Uferstrasse mit den vielen Geschäften entlang zu bummeln, sich zu einem typisch griechischen Essen in eines der Lokale zu setzen und den Turm von Ouranoupoli zu besichtigen.

 

Von Ouranoupoli fahren übriegns alle Ausflugsboote - sowohl um die Halbinsel Athos herum, alsauch zu den kleinen Badeinseln vor der Küste und Ihr könnt Euch auch Boote leihen.

Ihr geht einfach zu einem der Schiffer und fragt, was es kostet und wann er los fährt... und los geht das Vergnügen!

Spaziergang Frangokastro / Kloster Zygos

Wenn Ihr Zeit mitgebracht habt und ein bisschen laufen wollt, könnt Ihr von Ouranoupoli aus einen sehr schönen Spaziergang machen: Ihr parkt ganz am östlichen Ortsrand von Ouranuopoli und lauft dann einfach entlang der Küste auf einem schönen Weg weiter nach Osten bis zur Kloster von Zygos (Frangokastro). Weiter geht es nicht, denn hier beginnt die Mönchsrepublik mit einem riesig langen Zaun, der sogar bis ins Meer ragt.

Das > Kloster Zygos ist eine Ausgrabungsstätte, die Ihr besichtigen könnt und dahinter beginnt ein schöner Wanderweg durch die Hügel des Hinterlandes, auf dem Ihr zurück bis Ouranoupoli laufen könnt. Die Strecke ist eher gemütlich zu laufen und von den Hügeln aus habt Ihr einen tollen Blick über das Land und die Küste!

Übrigens:

Auf dem Weg begleiten uns unglaublich viele Schmetterlinge und ich lerne heute, dass es fast unmöglich ist, Schmetterlinge zu fotografieren... von den gefühlten hundert Fotos ist grade mal auf einer Handvoll überhaupt ein Schmetterling zu erkennen...

Bootstour zur Badeinsel

 

Einen Badetag an diesem herrlichen Ort wollen wir natürlich auch einlegen und entscheiden uns für die Fahrt zu der kleinen Insel Drenia. Wir bezahlen für die Hin- und Rückfahrt inklusive einem Liegestuhl am Strand 7 € pro Person und fühlen uns einen Tag lang wie in der Karibik: Wir liegen an einem wunderbaren Strand mit kristallklarem Wasser und Farben, die man sonst nirgendwo in Griechenland findet... Für das leibliche Wohl sorgt eine kleine Strandbude und das Wasser ist flach genug, damit auch kleine Kinder sich hier runherum wohl fühlen...

Falls Ihr ein eigenes Boot habt, könnt Ihr natürlich auch selbst rüber zu den Inseln paddeln - das ist gut zu schaffen.

Auf  Drenia haben wir die Bucht fast für uns alleine, aber wenn Ihr es nicht ganz so einsam haben möchtet, könnt Ihr Euch auch nach Amouliani rüber schippern lassen - ich war selber nicht da, habe mir aber sagen lassen, dass es dort etliche Restaurants, Cafes und Geschäfte gibt... 

Wasserfälle Varvara

Auf dem Rückweg wollen wir uns eigentlich noch den Wasserfall von Varvara angucken, aber da unsere Zeit dafür nicht ausgereicht hat, müssen wir darauf leider verzichten. Freunde die dort waren waren aber sehr begeistert. Es gibt zwei Wasserfälle, die von einem Wanderparkplatz aus gut zu Fuß zu erreichen sind und schön mitten im Wald liegen.

Landgasthof To Mageméno Dásos

Auf dem Rückweg von Athos nach Thessaloniki machen wir noch Halt an diesem Geheimtipp unserer griechischen Freunde: Wir fahren eine ganze Zeit lang mitten durch Nichts und erreichen schließlich den wunderschön im Grünen gelegenen Landgasthof To Magemeno DasosDer Gasthof ist gerammelt voll und es herrscht eine fröhliche Stimmung - ich komme mir vor wie auf einer großen Familienfeier - wir sitzen mit anderen Familien stundenlang im großzügigen Garten und  geniessen die qualitativ sehr hochwertige griechische Landhausküche... 

Übrigens ist das Restaurant zwar ein Geheimtipp, aber da es immer ausgebucht ist, solltet Ihr unbedingt vorher reservieren (+30 694 720 9904)!

Dieser Artikel gehört zu einer Reihe! Du möchtest die ganze Reihe lesen?

Klick hier!

Du möchtest noch mehr Fotos und Reisetipps? Klick hier!

Du möchtest alle meine Artikel lesen? Klick hier!