Fisch Fisch Fisch - Nea Michaniona

 

Guten Morgen Ihr Lieben,

heute ist mal wieder ein kleiner Ausflug in die nähere Umgebung angesagt:

Im Nachbarort Nea Michaniona gibt es laut Karte DEN zentralen Fischmarkt für ganz Thessaloniki! Da wollen wir schon lange mal hin...

Also zeitig aus dem Bett und ab ins Auto! Der Fischmarkt öffnet nämlich um 2.00 nachts und schließt um 14.00 wieder! Mitten in der Nacht müssen wir jetzt nicht grade los, aber wenn wir erst um 14.00 kommen, bauen die Händler sicher schon ab! 

In meiner Vorstellung wandere ich schon zwischen langen langen Gängen in einer offenen Markthalle mit Fischen in allen Größen, Formen und Farben und mache viele herrliche Fotos... Frischen Fisch haben wir auch oft an der Ostsee gekauft, aber diese riesigen offenen bunten Märkte kenne ich nur von unseren Reisen nach Asien oder aus Mexiko. Und bald auch aus Griechenland...

 

Also auf nach Nea Michaniona!... Als wir zum Hafen kommen, wird uns klar:

Hier waren wir im Sommer schon mal und sind direkt weiter gefahren, weil es uns hier überhaupt nicht gefallen hat... Hhmmm... Eigentlich wollen wir hier den Tag verbringen... Viel Beton, kleiner hässlicher Strand... Aber egal! Erst mal ankommen! Dann sehen wir weiter! Wir wollen hier diesmal ja nicht baden, sondern Fisch gucken und kaufen!...

Das Navi schickt uns vorbei an einer Häuserzeile mit drei Fisch- und zwei Obsthändlern bis zum Ende der Bucht. Da stehen wir dann vor einem Fabrikgebäude, vor dem vorne LKWs parken und hinten Fischerboote liegen...

DAS muss er sein! Der Fisch-Markt!... ... ... und das von einem hohen Zaun umgeben ist und zu dem man nur durch eine Schranke mit Pförtner gelangt... aber nur, wenn man selber Händler ist... So ein Mist!!! Ich bin echt enttäuscht! Grummel...

Aber ich will mir den herrlichen Tag mit strahlend blauem Himmel nicht kaputt machen lassen! Dann heute eben leider kein exotischer Fischmarkt mit spektakulären Fotos für Claudi, aber immerhin drei Fischstände und frischen Fisch für Lutz in einem der nettesten Dörfer hier in der Umgebung...

 

Also erst mal wenden und zurück zum Hafen...

Man sieht schon von Weitem, wo sich die drei Läden befinden, denn alle Autos parken nicht auf dem Parkplatz, der zwanzig Meter weiter ist, sondern genau vor den Geschäften rechts und links am Straßenrand... Wir dann eben auch...

Am ersten Stand empfängt uns ein freundlicher Opa mit einem griechischen Wortschwall... Leider verstehen wir so gut wie nichts und auch die griechischen und englischen Namen der Fische auf den Schildern sagen uns mal so gar nichts... 

Hilflos lächeln wir und demonstrierten großes Interesse... Es ist wirklich toll, wie unterschiedlich die alle aussehen, aber welcher davon gut schmeckt und welchen wir kaufen sollen??? Überhaupt gar keine Ahnung!!!

Weil wir völlig ratlos sind und es anfängt, peinlich zu werden, schlendern wir erst mal noch durch die anderen Stände, aber hier spielt sich das gleiche ab: 

Freundliches Lachen, freundliches auf die Fische Starren und freundliche Hilflosigkeit... Uns wird schnell klar, dass wir außer Lachs, Tintenfisch und Scampis sowieso keinen einzigen Meeresbewohner erkennen und beschließen, wenn wir sowieso schon nicht wissen, was wir kaufen, dass wir dann genauso gut beim Opa vom Anfang kaufen können... Der freut sich natürlich riesig, als wir zurück kommen und wir geben uns einen Ruck und kaufen einfach die Katze im Sack: Nach einigem Hin und her entscheiden wir uns für zwei Fische, die wie ganz normale Fische aussehen, also irgendwie so, als könnten auch wir sie zubereiten, wenn wir ihre Namen im Internet googeln...

 

Dann geht es noch zu den beiden Obsthändlern direkt daneben... 

An einem Stand steht eine junge Frau, die offensichtlich friert (es ist 6 Grad), etwas mürrisch guckt (verständlich bei der Kälte) und froh ist, wenn sie gleich einpacken kann; an dem anderen Stand steht ein weiterer Opa, der noch geschätzte zwanzig Jahre älter aussieht, als der Fisch-Opa... Und auch hier gewinnt der Opa-Bonus das Rennen um die Kunden: Natürlich kaufen wir bei ihm und ich frage mich kurz, ob die Familien extra ihre Großväter an den Start schicken, weil das irgendwie so einen netten authentischen Charme hat... Ich würde das so machen! Die Opas fühlen sich gebraucht, halten nette Schwätzchen mit den Kunden und das Geschäft blüht...

Und der Gemüse-Opa macht seinen Job wirklich gut: Glücklich strahlt er uns aus seinem dunkel gegerbten Gesicht mit einer Millionen Falten an, produziert erfreut ein paar deutsche Sätze und schon fühle ich mich, als wären wir gute alte Bekannte und würden schon immer bei ihm kaufen! Dann gibt es noch ein Stück Birne zum Probieren und bei allem, was wir kaufen, müssen wir bereitwillig noch ein Teil dazu legen - dann ist das Kilo schließlich voll - aber gerne doch! Der Opa ist einfach sooo nett!...

 

Voll bepackt laden wir erst mal unsere Beute ins Auto und machen einen langen Spaziergang am Hafen entlang, wo auf dem Pier ein Angler neben dem nächsten sitzt. Schließlich entdecken wir eine kleine Treppe, die hoch in den Ort führt, der auf der langgezogenen Klippe liegt... Wie gesagt, sind wir schon mal durch den Hafen gefahren und hatten eigentlich nicht vor, den Ort noch mal zu besuchen...

Was für ein Glück, dass wir heute unbedingt zum Fischmarkt wollten!!!

 

Nea Michaniona ist nämlich ein wunderschönes Dorf mit einem hübschen kleinen Dorfplatz oben über der Küste und mit einer kleinen Dorfstraße, an der sich ein nettes Lokal an das nächste reiht! Außer uns gibt es hier auch im Sommer keine Touristen und mittags oder unter der Woche geht es hier eher ruhig zu. Jedes Wochenende aber erwacht die Promenade zum Leben und am frühen Abend treffen sich Jung und Alt aus der Region und es geht zu wie in einem Bienenstock. Man trifft Freunde, genießt das lecker Essen und lässt die Woche hoch auf den Terrassen mit weitem Blick übers Meer gemeinsam ausklingen... 

 

Heute ist es leider zu kalt zum Draussen-Sitzen, aber wir haben Glück und finden einen Tisch am Fenster in einem kleinen Fisch-Lokal, in dem fast nur ältere Dorfbewohner sitzen. Hier gefällt es mir: Sehr sehr nette Kellner und schönes Ambiente - kein schickes Juppie-Lokal (die gibt es nebenan auch), aber auch keine Pommesbuden-Atmosphäre... Wir richten uns häuslich ein, machen ganz in Ruhe ein ZEIT-Rätsel, trinken einen Frappé (das griechische Kaffee- Nationalgetränk - wurde in Thessaloniki erfunden!) und genießen eine leckere Mezze-Platte für 5 € pro Person... Super!!!... Mezzes sind übrigens kleine Häppchen Fisch bzw. Meeresfrüchte, die immer in Kombination mit Tsipouro (dem hiesigen Ouzo) gereicht werden... vermutlich als Grundlage, damit man nicht zu schnell betrunken wird. Normalerweise gibt es drei Mezes zum Tsipouro; hier sind es sechs!

Diese tolle Taverne hat leider keinen Namen, aber Ihr findet sie hier: 40°27'46.3"N 22°51'32.2"E

Und werft auf dem Rückweg auch mal einen Blick in die riesige tolle Kirche des Ortes - es lohnt sich!

 

Kaum wieder zu Hause haben wir direkt allen möglichen Leuten von unserer schönen Entdeckung berichtet und uns zum Mezze-Essen in Nea Michaniona verabredet... Da gönnen wir uns dann noch mal die leckeren Häppchen und gucken bei der Gelegenheit mal bei unseren neuen Freunden vorbei... dem Fisch-Opa und dem Gemüse-Opa!

 

Übrigens

Unser Spaziergang am Hafen entlang hatte noch eine kleine Überraschung parat: 

Plötzlich stehen wir nämlich vor einem... Verkehrsübungsplatz!... Ich bin total fasziniert!... Ein Verkehrsübungsplatz in Griechenland!... Und dann noch in so einem kleine Kaff!... Ich hätte nie nie nie gedacht, dass es hier so was gibt!

Aber der Verkehrsübungsplatz in Nea Michaniona ist offensichtlich sowieso gar nicht für Autofahrer, sondern für Radfahrer, Mofafahrer, Fußgänger...? Jedenfalls sind die Wege so klein, dass da kein Auto fahren kann... Aber... Radfahrer gibt es in Griechenland ja so gut wie gar nicht und wenn, dann müssen sie auf den öffentlichen Straßen sowieso um ihr Leben bangen... da hilft auch das Üben auf einem Verkehrsübungsplatz nichts... Mofa-Fahrer gibt es zwar genügend, aber die fahren noch viel viel schlimmer und chaotischer als die Autofahrer (sorry!)... dass die hier üben, kann ich mir auch nicht vorstellen... Also vielleicht für Fußgänger?...

Immer wieder vergleiche ich mein Bild von deutschen Verkehrsübungsplätzen mit diesem hier, bis ich endlich weiß, was mich so irritiert und amüsiert: Deutsche Verkehrsübungsplätze sind genau wie der Verkehr in Deutschland klar und übersichtlich gestaltet - man kommt an eine Kreuzung und jeder weiß genau, wie er sich zu verhalten hat; alle Büsche und Bäume sind so gestutzt, sodass sie die Sicht nicht einschränken und wo es mal eine unübersichtliche Stelle gibt, sorgen Verkehrspiegel für mehr Sicherheit...

Im Gegensatz dazu wird man auf dem griechischen Verkehrsübungsplatz natürlich auf die Bedingungen im griechischen Strassenverkehr vorbereitet:

So weit das Auge reicht, erstreckt sich ein völlig unübersichtlicher Schilderwald, gespickt mit Laternen, Bäumen und Verkehrsinseln... Schon der Anblick von Weitem ist der pure Stress!... Aber ich muss sagen: Das Ganze ist extrem authentisch!

Es gibt in Griechenland zwar nicht wirklich so viele Schilder auf den Straßen (und wenn es ein Schild gibt, ist das hundertprozentig verdreckt, versteckt oder zugewachsen), aber es gibt tatsächlich genau so viele verwirrende Reize, auf die man achten muss; also das Gewusel und Gewimmel passt 1:1 zu dem Verkehr hier! Was tatsächlich noch fehlt, um es noch echter zu machen sind drei Spuren, sodass man sich rechts und links überholen und das andere Fahrzeug schneiden kann, Müllcontainer die die Sicht verdecken, noch mehr wuchernde Büsche und Bäume und Häuserecken um die man nicht herum sehen kann und nicht zuletzt Strassenhunde und -katzen, die plötzlich die Straßenseite wechseln...

Ich stelle mir Grundschulkinder auf diesem Verkehrsübungsplatz vor und muss lachen... Denn zumindest Letzteres lässt sich beim Verkehrstraining mit den Grundschulkindern sicher ganz leicht improvisieren:

Wilde Hunde und Katzen laufen auch hier genügend rum! Vorher ein paar Brocken Fleisch oder Fisch überall auf den Platz geworfen und man kann sich über einen Mangel an sich bewegenden unkalkulierbaren Hindernissen nicht beklagen...

Ganz wie im echten Leben!

 

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Unser schönes Meze-Lokal "Kafeneio - Tsipoiradiko"

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