6 Wochen Puebla

So, nach 6 Wochen Mexiko melde ich mich mal.
Inzwischen haben wir uns ganz gut eingelebt; es gibt fast schon so etwas wie Alltag und die dringendsten Dinge sind erledigt. 

Lutz und die Jungs sind schon voll im Schulalltag und stehen jeden Morgen um 6.00 Uhr auf, weil die Schule hier eine halbe Stunde früher beginnt als bei uns.
Alle fühlen sich sehr wohl! 

Die Lehrer laden sich regelmäßig am Wochenende zu netten Partys ein. Da viele LehrerInnen alleine hier nach Mexiko gekommen sind, ist das eine schöne Form, regelmäßig mit vielen Leuten in Kontakt zu sein. 

Und arbeitstechnisch bin ich endlich seit letzter Woche auch mit von der Partie: 

Am 31.08. hatte ich meinen ersten Tag als Schulpsychologin und werde nun 3 Tage die Woche arbeiten. Die Arbeit ist jetzt schon sehr vielfältig: Meine Aufgaben hier beziehen sich darauf, dass es Schülern, Eltern und Lehrern gut geht, also werde ich wohl auch mal Entspannungstraining für Lehrer, Sprechstunden für die SchülerInnen und einen Elternstammtisch für Eltern anbieten. Schulsozialarbeiter gibt es an der Schule nicht, das muss das Psycho-Team mit übernehmen. 

Das Team ist sehr nett, zwei Deutsche und zwei Mexikanerinnen, wobei ich zu den Mexikanerinnen noch nicht viel Kontakt habe, weil ich noch kein Spanisch spreche. 

Ich übe zu Hause immer mal ein paar Worte. Vor allem in den 5 Wochen, in denen ich nicht gearbeitet habe, habe ich viel mit der Putzfrau und den Handwerkern geradebrecht...

 

Ansonsten: Wie ist Mexiko? Von Mexiko haben wir ja noch nicht viel gesehen, aber immer wenn wir uns auf den Weg machen und touristische Ziele ansteuern, ist es sehr stimmungsvoll...

Von den Straßen, auf denen wir uns jeden Tag zur Schule und zum Einkaufen bewegen, kann man das allerdings nicht sagen. Sie sind genauso hässlich wie in jeder Großstadt, nur dass uns das in Düsseldorf oder Essen eben nicht mehr wirklich auffällt. 

Zu unserem Glück wohnen wir aber nicht direkt an einer solchen Straße, sondern in einem bewachten "Fraccio", also einem umzäunten oder ummauerten und bewachten Viertel. Hier sind die Häuser sehr schön und die Gärten sehr hübsch gepflegt, also ganz das, was man sich in einem romatisch-naiven Bild von Mexiko so vorstellt. Unser Haus ist schön groß und ein echtes "zu Hause", also sehr gemütlich.

 

Unser großes Ärgernis hier ist immer noch unser Auto (das könnt Ihr gerne hier nachlesen), allerdings hört man auch von vielen vielen Anderen, dass ihr Auto sehr unzuverlässig ist. Das scheint also normal zu sein.

 

Woran ich mich noch nicht gewöhnt habe, ist dass bis auf ein großes Einkaufszentrum hier alle Geschäfte dezentral sind. D.h. man muss, wenn man etwas Bestimmtes sucht, erst mal rauskriegen, wo das entsprechende Geschäft dazu ist. Meistens liegen an irgendeiner Ausfallstraße dann plötzlich nebeneinander fünf Geschäfte mit Waschmaschienen... oder mit Eisenwaren... oder mit Autoersatzteilen... oder einfach mit Obst... Ein Kollege sucht jetzt seit 5 Wochen nach einem Blaumann für seine Mechanik-AG … vergeblich!

 

Ansonsten gibt es natürlich viele viele kleine Unterschiede zu Deutschland: 

Das richtig leckere Fleisch ist hier nicht so dick wie bei uns, sondern wird wie ein Schnitzel hauchdünn geklopft und dann entsprechend kurzgebraten;

das Obst schmeckt bei uns deutlich besser (was mich erstaunt hat);

dafür schmeckt das Gemüse und das Fleisch viel intensiver als bei uns (die Gewächshäuser bringen es halt doch nicht so);

Gewürze gibt es hier fast nur frisch (Koriander, Zitronengras und vieles mehr);

es gibt keine Zitronen, sondern nur Limetten; 

die Orangen sind nur zum Auspressen geeignet und schmecken überhaupt nicht sauer; 

mit ordentlichen Steckdosen und Installationen könnte man sich hier eine goldene Nase verdienen; 

das Gas wird vierteljährlich geliefert und auf einen Tank auf dem Dach gepumpt; 

das Brauchwasser kommt zwei mal wöchentlich durch ein Rohr in die Zisterne unter der Terrasse - alle zwei Tage stellt man dann eine Pumpe an, die das Wasser von dort in die Wassertanks auf dem Dach pumpt; 

das Trinkwasser wird in riesigen Wasserspendern gekauft; 

Heizungen gibt es nicht; 

die Fenster sind alle einfach verglast und haben riesige Ritzen (ich bin gespannt auf die Winternächte); 

jeder geht hier automatisch davon aus, dass du Spanisch sprichst (so wie Millionen Andere in Mittel- und Südamerika); 

einige Dinge wie Lampenschirme sind hier fast nicht bezahlbar; 

dafür kostet Essen gehen en Appel und en Ei; 

es gibt hier einige deutsche Marken, die scheinbar unübertroffen auf der ganzen Welt sind und auch hier Marktführer sind: KAISER Backformen, STABILO Stifte (da war ich echt überrascht und stolz, als ich das gesehen habe); 

die Jungs dürfen hier ab 16 Autofahren; 

vorne im Blumenbeet leben kleine Geckos und die allgegenwärtigen Ameisen; der Linienbus kostet nur 35 ct in die Innenstadt - es ist allerdings ungewöhnlich, dass Europäer oder reiche Mexikaner damit fahren. 

Wer hier ein Auto hat, fährt damit überall hin und wer Geld hat und nicht Auto fahren möchte, fährt mit dem Taxi für 4 € kreuz und quer durch die Stadt. Wir nutzen allerdings gerne auch mal den Bus und lassen uns dann die verstohlenen Blicke gefallen. Ansonsten fühle ich mich aber bisher nie fremd, weil man nicht angeguckt wird.


Übrigens

Jetzt ist gerade der Plomero (Installateur) da, der die Zisterne säubert und die Rohre. Ich verstehe zwar wieder nur die Hälfte, aber es wird schon irgendwie gehen ... "los tubos ..."

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